24 Juni 2025
Kriechende Insekten
Ameisen gehören zu den am weitesten verbreiteten Insekten weltweit. Ihr Gesamtgewicht übertrifft sogar das der Menschheit. Über 15‘000 Arten sind bekannt, rund 130 davon leben in der Schweiz. Die meisten halten sich unauffällig in Wäldern, Wiesen oder Gärten auf. Nur wenige Arten treten regelmässig in der Nähe von Gebäuden oder im Innern von Häusern in Erscheinung.
Dieser Beitrag stellt die häufigsten Ameisenarten in der Schweiz vor, erklärt, wie ihre Staaten organisiert sind, und zeigt, woran sich die verschiedenen Arten erkennen lassen.
Name: Lasius Niger
Grösse: 3 – 5 mm
Farbe: Dunkelbraun bis schwarz, einheitlich gefärbt
Vorkommen: Wiesen, Gärten, unter Pflastersteinen, Mauerspalten
Nest: Unterirdisch – unter Steinen, Platten oder im trockenen Boden, im Sommer oft ersichtlich an kleinen Erdhügel an den Ausgängen
Besonders: Sehr anpassungsfähig und häufig in Siedlungsgebieten anzutreffen
Schäden: In der Regel harmlos, kann aber bei Nahrungssuche in Häuser eindringen und Vorräte verunreinigen.
Name: Camponotus ligniperda
Grösse: Arbeiterinnen 6 – 14 mm, Königin bis 17 mm
Farbe: Schwarz mit rötlich-braunem Brustbereich
Vorkommen: Vor allem in sonnigen Waldrändern, Gärten, Parks und Holzstrukturen
Nest: In morschem oder trockenem Holz, z. B. Baumstümpfen, Pfählen oder Holzbauten
Besonderes: Kommt gelegentlich in Häusern vor, wenn dort altes Holz zugänglich ist. Keine klassische Holzfresserin (wie Termiten), sondern gräbt Gänge zur Nestanlage.
Schäden: Kann durch Nestbau in Holzstrukturen Gebäudeteile schwächen, besonders bei altem oder feuchtem Holz.
Name: Monomorium pharaonis
Grösse: 2 – 3 mm
Farbe: Hellgelb bis rötlich, dunkler Hinterleib
Vorkommen: Nur in beheizten Innenräumen, z.B. Spitäler, Küchen oder Altbauten
Nest: Versteckt in Hohlräumen, Spalten oder Installationen
Besonderes: Tropische Art: bildet grosse, schwer lokalisierbare Kolonien mit vielen Königinnen
Schäden: Hygieneproblem: können Keime verbreiten, besonders problematisch in Spitälern und Küchen. Bekämpfung schwierig wegen versteckter Nester.
Name: Lasius emarginatus
Grösse: 3 – 5 mm
Farbe: Kopf und Hinterleib dunkelbraun bis schwarz, Brust deutlich heller (rotbraun)
Vorkommen: Siedlungsnahe Gebiete, Mauerritzen, Trockenmauern, sonnige Standorte, auch in Städten
Nest: In Mauerwerk, unter Steinen, im Erdreich (sehr wärmeliebend)
Besonderes: Häufig in urbanen Räumen. Bildet oft grosse Kolonien mit mehreren Königinnen. Schwärmflug meist im Spätsommer.
Schäden: Kann in Häuser eindringen: in Mauerfugen störend, aber meist ohne gravierenden Materialschaden.
Name: Linepithema humile
Grösse: 2 – 3 mm
Farbe: Hell- bis mittelbraun
Vorkommen: In wärmeren Regionen wie dem Tessin oder der Genferseeregion, häufig in Städten – nistet in Mauern, Gebäuden oder Gärten
Nest: Grosse, weit verzweigte Kolonien mit mehreren Königinnen
Besonderes: Eingeschleppte, invasive Art: sehr anpassungsfähig und konkurrenzstark
Schäden: Verdrängt einheimische Arten, kann sich in Gebäuden stark ausbreiten (schwer kontrollierbar).
Die Rote Feuerameise (Solenopsis invicta) stammt ursprünglich aus Südamerika und breitet sich in den letzten Jahren zunehmend in Südeuropa aus. In der Schweiz ist sie bisher nicht nachgewiesen, doch Experten beobachten die Situation aufmerksam.
Die Art ist aggressiv, schmerzhaft stechend und verdrängt heimische Insekten, wodurch Sie das ökologische Gleichgewicht stört. Durch den Klimawandel und zunehmenden Reiseverkehr könnte sie sich in Zukunft auch in der Schweiz ansiedeln.
An warmen, windstillen Tagen (meist im Frühsommer) kommt es bei vielen Ameisenarten zu einem bemerkenswerten Naturereignis: dem sogenannten Schwarmflug. Dabei verlassen zahlreiche geflügelte Ameisen (männliche Tiere und Jungköniginnen) gleichzeitig ihre Nester, oft in grosser Zahl.
Der Schwarmflug dient der Fortpflanzung. Die Männchen begatten die Jungköniginnen während des Flugs oder kurz danach. Anschliessend hat sich ihre Aufgabe erfüllt. Die Männchen sterben innerhalb kurzer Zeit. Die befruchteten Weibchen werfen ihre Flügel ab, suchen einen geeigneten Ort zum Nisten und beginnen mit dem Aufbau eines neuen Staates.
Diese sogenannten Flugameisen sind keine eigene Art, sondern ein vorübergehendes Fortpflanzungsstadium innerhalb des Lebenszyklus eines Ameisenvolks. Ihre plötzliche, massenhafte Erscheinung kann auf den ersten Blick irritierend wirken, ist aber ein völlig normales und faszinierendes Verhalten, das der Vermehrung dient.
Ameisen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie tragen zur Belüftung und Lockerung des Bodens bei, was das Pflanzenwachstum fördert. Zudem helfen sie durch das Aufräumen von toten Insekten und anderen organischen Materialien, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten.
Viele Ameisenarten unterstützen auch die natürliche Schädlingskontrolle, indem sie schädliche Insekten fressen oder deren Ausbreitung hemmen. Trotz ihrer oft kleinen Grösse haben Ameisen daher einen bedeutenden Einfluss auf die Umwelt.
Wenn Ameisen jedoch in Gebäuden auftreten, können sie störend oder sogar schädlich werden. In solchen Fällen kann eine gezielte Bekämpfung notwendig sein, die ihre Lebensweise respektiert und ökologische Aspekte berücksichtigt.